Weihnachtszeit, friedliche Zeit.
Alles ist so ruhig, so friedlich. Während eine Kerze sanftes Licht in den trüben Dezembertag strahlt und die Luft im Raum angenehm nach Tee und allerlei Gebäck riecht, dringt kaum ein Geräusch in die andächtige Stille. Ach wie schön, nur noch vier Tage bis – Weihnachten.
Wie schön. Ja, weil dann der Wahnsinn endlich vorbei ist. Weh mir, wenn ich mein schützenden Kokon verlassen muss und von meinem Seitenflügel-Nest mit Friedhofsblick hinabsteige in den Irrsinn der Vorweihnachtszeit. Wie mit dem Baseballschläger in die Fresse ist das, es sei denn, ich konnte mich – allerdings medial zwangsernährt – schon seit den Morgenstunden via Reallity-TV, Soaps und Werbung in die Hatz nach pekuniärer Glaubenserfüllung gewissermaßen eingrooven.
Da ist dann von gebeutelten Hartzern zu sehen, die mit der letzten Brhrmaschine zum Pfandhaus rennen, um dem/der geliebten temporären Lebensabschnittsparter/in ein Liebe beweisendes Präsent unter den Weihnachtstannenzweig werfen zu können. Während sich die zu überwältigende Mehrheit Rührungstränen aus dem Augenwinkel pult, klatscht bei mir nur die (eigene) Hand flach auf die Stirn: Führt das Fest der Liebe nicht schon hohnlachend im Titel, worum es eigentlich geht? Nein? Haben wir nach dem Glauben auch noch den Verstand verloren? Während die Partnerschaft nach der zuwendungslosen Zeit zwischen Geburtstag und Scheinheiliger Nacht mehr oder minder erfolgreich via MasterCard-Opfer oder Kontoüberziehnung über den Jahreswechsel – und das ist wieder ein ganz anderes Thema – gehievt wird, gönnt man der eigenen Brut das, was einem damals die Eltern aus völligem Desinteresse aller Bedürfnisse der nachwachsenden Humanressource nicht gönnen wollen konnten. Siehe selber Satz, weiter vorn. Freuet euch, das Christkind ist nur ein Abschreibungsprojekt der Tengelmann-Gruppe, geschmacksneutral, wasserdicht und auf Wunsch entnehmbar.
Und doch war es seinerzeit zu meiner Zeit besser: Die Vorfreude zog ein mit Orangen und Nüssen, die erst zum Einbruch des Winters langsam zusammen mit selbst gebackenen Plätzchen, sparsamer Dekoration mit selbst gebasteltem Weihnachtsschmuck und duftenden Kerzen aus echtem Bienenwachs die Herzen öffneten und diese wohlige Wärme von innen her schuf, die das Weihnachtsfest erst zu einem solchen werden ließ. Verdammt lang ist’s her.
Und heute? Schon beim Überreichen der kalkulierten Gabe weisen wir eilfertig auf die Möglichkeit zum Umtausch hin, um über unsere peinliche Unwissenheit ob des Geschmacks, der Wünsche unserer Nächsten hinwegzutäuschen. Die besonders Schlauen erstehen ihre Präsentschnäppchen weit außerhalb – als ob nicht alle Lidl-Filialen das gleiche Sortiment hätten. Doch, viele Augen werden feucht in der Weihnachtszeit. Sehr feucht. Selten allerdings vor Rührung.
Pro Sieben bringt denn auch den passenden Film-Film (?) zur Weihnacht: Gladiator.