Kaffee schmeckt grundsätzlich nicht immer gleich. Auch dann nicht, wenn er der selben Packung entstammt, nahezu gleich dosiert in der selben Kaffeeaschine gebrüht und aus der selben Tasse mit fast identischer Menge Zucker und Milch verfeinert wurde. Selbst aus dem Automaten gelingt kein identischer Geschmack. Bei mir zumindest ist das so. Uhrzeit, Umstände, Laune, Temperatur, ja, sogar die Kleidung können den Geschmack unterschiedlich nuancieren. Nun kann ich nicht sagen, wie er mir am besten schmeckt – es sind eben nur Nuancen.
Auch Tage schmecken nicht gleich. Das allerdings wird nicht durch Kleidung beeinflußt, Beigaben von Milch und Zucker helfen wenig, Kaffee mildert Umstände, kann den Tagesgeschmack lediglich verbessern. Der letzte Montag verursachte heftigen Gedankendurchfall bei anhaltend schlechter Laune, der Dienstag war gezeichnet durch mentale Blähungen mit übelriechenden Tippselabgängen und was der heutige Tag bringen wird, ist durch seinen frühen Beginn noch nebulös verschlafen. Aber immerhin: angefangen hat er schon mal, kein schlechtes Zeichen. Und der Kaffee? War gut zu mir.
Gute Tage, schlechte Tage, ihre Tage. Täglich, am Tag, pro Tag, tageweise, Guten Tag, Tag auch – tagtäglich. Täglich frisch. Alltagstauglich. Feiertag, freier Tag, Urlaubstag, Krankheitstag, Todestag. Gedenktag. Mittag. Bis zum Lebensabend und darüber hinaus klappert der Kaffeetassengeklapperstorch.
Melancholie? Nur, wenn man darüber nachdenkt. Ich denke viel darüber nach. Auch, warum das keine Tagebucheintrag sein soll. Was, bitte, macht einen Tagebucheintrag aus?
Um 4:00 Uhr bin ich aufgestanden. Ich war noch sehr müde. Der Kaffee hat nicht gschmeckt, so müde war ich. Dann habe ich meine Süße zur Arbeit gefahren. Dann war ich immer noch müde. Und so weiter. Wer will das lesen? Andererseits, werwill mein Zeug lesen? Wer liest überhaupt noch? Warum, zum Henker, schreibe ich überhaupt? Viel zuwenig Fragen für meine Antworten.
Schreiben, was durch den Kopf geht. Momentaufnahme. Mentale Selbstreinigung. Abschluß des Gedachten. Resumée. Ideensammlung. Blödsinn. Schreibwut, Schreiblust. Irgendwo dazwischen, von jedem etwas, lesen werde ich es sicherlich selbst nicht mehr, die Schublade ist zu, der Kaffee getrunken, die Fellschlappen abgetragen, das halbrunde Tischchen weggeklappt. Vorübergehend.
Auch dieser Tag wird begleitet durch das schwer erträgliche Ticken der Küchenuhr, dem Summen der Gastherme und einem feinen Pfeiffen im Wald. Immerhin.