Von hinten angeschlichen, dem Normalspackosingleuser auf die hängenden Schultern getippt, dieser dreht erwartungsschwanger das gramgebeugte Haupt in der Hoffnung, Trost, eine Kaffeetasse oder leicht Verständliches in maximal 27 Worten zu finden, blickt mir in die gebleckte Textfresse und verschluckt vor Schreck den frisch ergoogelten Textbaustein. Mahlzeit.  Was Börner seinerzeit die Dachlatte, ist mir Frischgetippseltes aus dem eigenen Wortwald, es landet dennoch krachend auf dem Rücken der Eliten von Strg-C / Strg-V. Die spüren zwar schon lange nix mehr, das Auditorium der gespreizten Kaffeetassenfingerlinge ist teils amüsiert (heute nur Kommentierchen, daher entspannt und mit eigenen(?) Inhalten(?) in des Kaisers neuen Fummeln unterwegs, teils eher nicht, auch die Kopie einer Kopie braucht Zeit – zum Kopieren. Copy-Shop Facebook ist’s egal, den Lesern, die nicht lesen auch, den nicht schreibenden Schreibern sowieso. Und ich?

Sitze gemütlich vor dem Labtop am halbrunden Tischchen und schmeiße mit Steinen. Das macht im Glashaus Spass wenn’s scheppert und die Frühlingsluft muss eh‘ rein.

Die Frage ist doch warum tut er (ich) das. Ist sie das wirklich? Warum tun DIE das? Erwachsene Menschen, die mit dem 5kg-Fäustel Reime in unpassende Formen prügeln? Die mit zufällig im Auslauf vom Einlauf verlorenen Kommata vom ebenso zufällig (v)erbrochenem Wirrsinnkohl abzulenken versuchen? Die, deren Eigenanteil das abschließende Fragezeichen darstellt? Das tägliche Perpetuum Immobile der totalen Erstarrung. Nein, also „Menschen“ lasse ich stehen. Doch, ja. Gut, ein paar Affen sollen ja einen recht ansehnlichen Wortschatz in Zeichensprache haben. Die haben den dann aber auch. Immerhin.

Und wie wichtig sie sich nehmen. Nein, schlimmer: sie nehmen sich allen Ernstes ernst. Muss man erst mal drauf kommen. Tut mir ja Leid, aber wie kann ich jemanden erst nehmen, der sich ernst nimmt? Wer ich denn – bitte – sei, so zu urteilen? Ich? Ich! Zweitens ist es meine Meinung. Ein Urteil könnte wenigsten vollstreckt werden. Aber nach meinem letzten Artikel habe ich viel nachgedacht. Für meine Verhältnisse extrem viele Leser, fast einhellige Zustimmung. Schön, nicht?

Ganz im Gegenteil. Kabarett. Kennt das nach diesem unsäglichen Mario Barth und Cindy aus Marzahn – dass ich mich noch mal schämen würde, aus Berlin… na ja, erst Platte, jetzt Tauben vergiften im Park, Charlottenburg, gut bürgerlich, passt quasi zur Leibesfülle – noch jemand? Wolfgang Neuss? Zum niederknien. Hüsch? Hildebrandt? Hader? Riechling? Aber unerreicht für mich über allem Neuss und Hüsch. Comedy haben wir heute. Wir sind Comedy, Papst, Deutschland, Deutsches Gartenzwergmassaker Teil IX. Wobei es auf die Reihenfolge nicht wirklich ankommt. Ich schweife ab.

Nein, es ist wie im Kabarett. Die, die immer an den richtigen Stellen lachen, brauchen kein Kabarett, lediglich eine Kamera, die dies dokumentiert. Sie sind bereits da. Da, wo die hin sollen, die Kabarett nicht im Ansatz verstehen würden. Schon gar keine leisen Töne. Hanns-Dieter Hüsch. Eine Schallplatte besitze ich von ihm. Das ist ein sehr leises Liedchen drauf gegen Nationalsozialismus und die Aufgussnazis der heutigen Zeit. Hanns-Dieter Hüsch und seine berühmte kleine Orgel. Live-Mittschnitt, aber stiller als im Ozean. Nie gehört ohne Tränen. Wie die in Yad Vashem, 1975, mit dem Jugendherbergswerk. Mitarbeit im Kibbuz. Keinen Hass gespürt als Deutscher, eher Neugier. Aber Yad Vashem…

Pane et circense. Aber ich mag nicht mehr mitspielen. Allgemeinbildung? Google papputtegangen? Das ist es nicht. Da sitzen sie alle niedrig zu Ross auf ihren toten Kleppern, lassen die Peitsche auf die Kadaver klatschen und zetern gegen Tierquälerei. Diese Szene aus „Catch 22“ sehe ich immer und immer wieder vor Augen, diesen Kutscher in der Nacht von Neapel… Dieses Bild ist es, dass mich verstört.

Nein, ich mag nicht mehr. Wenn ich der Meinung bin, jemand sei ein Vollpfosten, dann teile ich das gerne mit, nicht aber, um mir von einem dieser Kleppertreiber sagen zu lassen, was dieser Vollpfosten vielleicht meinen könnte und doch – bitte schön, allein aus diesem Grund gar kein Vollpfosten sein könne, und, weil ich so garstig ei, mich doch eigentlich gleich verpissen könne von diesem Server *kaffeerüberstellundmitarsenwürze*! Nun gut, ein Blick in’s Profil… – komisch, es gibt sie doch, die geschriebene nonverbale Kommunikation. Wäre wieder so ein Thema eigentlich. Eigentlich. Anschließend würde ich mich auf das Tourette-Syndrom raustippseln und im Vatikan um moralisches Asyl bitten. In der Zwischenzeit sende ich ein Gebet zum Himmel des Inhalts, dass doch bald wieder Rauch aufsteigen möge aus dem Konklave. Oups – Autoklav hätte ich fast getippselt. Böse. Freud lässt grüßen. Bestimmt von Muttern. Aprospos Kuchen: Nie wieder Schokoladenkuchen bei Luxor Stufe 8-4, Khufus Rache. 14 Leben verdaddelt und Krümel unter dem M.

Das halbrunde Tischchen, mein Acer, mein Blick auf den Friedhof, mein Kaffee und ich. Fünf Freunde. Fünf Gründe, diese guncategorizederade und es eben nicht sein zu lassen. Vielleicht. Vielleicht machen Monologe am meisten Spaß, wenn jemand zuhört. Aber wichtig? Ist das nicht.