Erwartungsschwanger am halbrunden Tischen Platz genommen, dem in der Küche, mit dem Rücken zum Herd jetzt, der obligatorische Kaffee neben mir, diesmal mit Wasser, mit Kaffee, mit Kanne – der Effektivität wegen, unrasiert, was mit Effektivität wiederum weniger zu tun hat, halb unausgeschlafen, halb müde, halb wach, immerhin aber die Finger schon am Abzug der Tastatur… Tastatur… Tastatur…
Vielleicht der falsche Anfang. Ich meine, ich muss hier nicht sitzen und auf Eingebung warten. Wortpumpgun durchladen und in die Menge? Eine kleine Satzblendgranate zünden? Zwischendurch ein paar lecker Interpunktionsknallfröschchen? Wenn jetzt auch noch der Kaffee kalt wird? Erst mal was lesen?
PaulaMieslich68 ist neu auf single.de, möchte – ach? – einen kultivierten Herren zwecks gemeinsamer, kultivierter Freizeitaktivität. Wunder, oh Wunder. Die Antworten sind knapp wie ein String-Tanga und von ähnlichem Inhalt. PaulaMieslich68 ist jetzt aber sowas von betroffen, aber sowas von. Täglich? Yap. Gäa Frauen, heute bringe ich euch mal das Menschmännchen ein wenig näher – aber nicht zu nahe, der Reiz der ohnehin obsoleten Überraschung sollte im Ansatz schon gewahrt bleiben.
Also? Die Damen – der Begriff ‘Dame’ ist hier sicher ein wenig strapaziert – setzen sich bitte im Halbkreis hin, Schwangere bitte nach hinten, Nichtsingles an den Rand, Handys aus und legen ihre Klappspaten zur Beerdigung ihrer Träume vor sich auf das Nestmodell “Trautes Heim”.
Männer haben in aller Regel zwischen 8 und 26 cm Hirn, das vor Witterungseinflüssen und physischen Attacken durch zu enge Schutzbekleidung (Hosen) nur mangelhaft geschützt ist. Der Kopf trägt Hut (im besten Falle) oder Schirmmütze, beherbergt das Lustzentrum, einen Einfüllstutzen für Gerstensäfte und einen Mikrospeicher mit Kontoauszügen, Leistungsdaten und Ausstattungsmerkmalen des eigenen PKW/Motorrades oder ersatzweise auch den Mannschaftsaufstellungen des Lieblingsfußballclubs der letzten 131 Jahre. Auch wenn Männer sich eher selten an Geburts- oder Hochzeitstag der temporären Lebensabschnittspartnerin erinnern können, fällt ihnen jede Veränderung des Abstands Brustwarze-Erdoberfläche oder Hautoberflächenstruktur sofort ins Auge. Immerhin. Einige Männchen beherrschen den aufrechten Gang, was ihnen aber, da zwar mit Wirbelsäule, selten aber mit Rückrat ausgestattet, besonders im so genannten Berufsleben sichtlich schwer fällt.
Was aber passiert, wenn ein “M” einer “W” ein aussagekräftiges Bewerbungsflirtkennenlernschreiben zugestellt hat in der Art von: “Hallo!” (Man achte auf die ebenso feinfühlige wie aussagekräftige Formulierung!)? Unter besonders ungünstigen Umständen antwortet “W” – erstaunt ob so viel intellektueller Geschwätzigkeit – ebenfalls mit “Hallo?”, und ist dann über die daraus resultierende Reaktion überrascht. Das muss nicht sein:
Hat nun also das männliche Gehirn nach einem freundlichen “Hallo?” einer “W” den Aggregatzustand in Richtung fest verändert, wird es nämlich kritisch. Dann wird jede nur höflich gemeinte Geste unweigerlich als Balztanzbestätigung missinterpretiert und zur indirekten Aufforderung zum Austausch von Körperflüssigkeiten umgedeutet.
Weist “W” das dann zurück, wird es brenzlig. Automatisch outet sich “W” als Zicke, Blaustrumpf, Emanze, Lesbe oder Frustrierte, kurz, in jedem Falle als etwas, vor dem die Rest(männer)welt gewarnt werden muss. Yap. Und schon schließt sich der Kreis der ebenso langweiligen wie unproduktiven “Seht-her-mich-gibt-es-noch-Artikel” im Forum. Und? Es wird sich nie ändern. Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen. Mann-Männchen-Mann-O-Mann. Auch…
Schluss mit Lustig, meine Süße ruft von nebenan einen lieben Morgengruß:
“Kaffee! Schneller!”