Aus irgendeinem Grund ist es ein Freitag geworden. Dieser Freitag. Sicher, es gibt viele davon. Aber von diesem? Einen. Pro Jahr. Ich lese bereits die sorgenvollen Mienen. Während die eine Gruppe sich mit der flachen Hand vor den Kopf haut und herablassend meint, dass schließlich jede Woche seinen Freitag habe, verdreht darauf eine andere Gruppe die Augen und weist darauf hin, dass zu diesem Freitag in der gesamten Erdgeschichte kein Pendant zu finden sei. Das wiederum ruft die Kreatonisten auf den Plan. Was mir denn einfiele, die Göttliche Schöpfung in Frage zu stellen? Habe Gott nicht alle Tage erfunden, um am Siebenten die Hände in den Schoß legen zu dürfen wie fürderhin alle Menschen für alle Zeit? Amen, entgegnete ein rüstiger Rentner aus dem Lager der Darwinisten, Amen. Ein jeder wisse doch, dass die Grundsubstanz aller Dinge, auch die des Freitags, bereits in der Ursuppe unruhig vor sich hin köchelte, nur darauf wartend, dem Kalender, wenn dieser erst erfunden, zugeteilt zu werden. Ein jeder. Unruhiges Gedenke.

Schweigeminute.

Das wurde dem Frühstücksei zum Verhängnis. Es hatte – arglos in seinem Becher – meinen Gedanken auch nicht folgen können, konnte sich keinen Reim machen auf die im ersten Licht des Tages funkelnde Messerklinge. Auf Löffelchen, Salz und Pfeffer zu seiner Seite. Es war einfach noch nicht ausgebrütet genug, um auch nur zu ahnen, dass es ihm an die Schale gehen könne, an die Innereien, ans unbefruchtete sein. Ein oder nicht Ei, wem stellt sich diese Frage? Dem Puristen ist der Gedanke an ein Frühstücksei am Freitag fremd, dem Veganer generell. Der Daumen des Bauchgefühls senkt sich. Ein energischer Schlag mit der Klinge.

Ein Toast wurde ausgebracht. Gut gebräunt. Hoch wurde es geworfen, tief ist es gefallen, flach gelandet. Zugfedertuning. Noch ein Toast, noch ein Ei, noch ein Kaffe und ein Knäckebrot. Kein Brei. Niemals. Auch wenn es sich reimt. Kein Brei. Kein Porridge. Keine durchnässten Korn Flakes. Solange meine Zähne und ich nicht in getrennten Stätten ruhen, bleibt der Brei ungegessen, egal, wie heiß er gekocht wurde. Was dem Säugling lieb ist dem Greis teuer. Auch umgekehrt. Mag der freundliche Herr im Fernsehen noch so glaubwürdig die Nachhaltigkeit seiner Produkte beteuern. Auch zwischen Windeln liegen bei guter Führung aus gutem Grund Jahrzehnte.

Überhaupt. Veganer. Da ist dieses Bild im Kopf: eine Horde gebückter Veganer mit der Fresse an der Krume Grünes zupfend. Ja, im Tierreich gibt es auch Veganer, sicher. Aber eben nicht nur. Ja, CO2 mindern, Lebewesen und Schöpfung und nicht töten und Tee in allen Formen und Farben und Wolle und so. Sprängen alle Menschen ohne Ausnahme zur gleichen Zeit von allen hohen Häusern, Brücken, Türmen, Viadukten, Gipfeln und Kränen, gäbe keine Tierhaltung mehr, keine Staus, Immobilienblasen, Trauer, verlorene Heimspiele, vorgetäuschte Orgasmen und geköpften Frühstückseier mehr. Nie mehr. Es würde friedlich werden und sauber. Vorausgesetzt, alle Kraftwerke währen heruntergefahren, alle Maschinen abgestellt und alle Wasserhähne geschlossen worden. Affenhorden würden durch Banken, Börsen und Parlamente toben. Wie damals. Nur ohne Nadelstreifen. Mit dem Menschen stürbe auch das Frühstücksei, jeder Freitag, tippselnde Finger. Freitag. Mal wieder irgendwie. Und auch nicht.

Der Schlag trifft sein Ziel. Träumer. Morgen wird das Ei gekocht.