Wer weiß, das ich nichts weiß – außer mir?

Die Erkenntnis reifte heran, dass ich nichts weiß. Für viele – auch hier – ist das nicht neu. Für mich schon. Zumindest in dieser Deutlichkeit. Ich kann nicht sein, weil es nicht sein kann. Sein könnte. Eigentlich nicht sein sollte. So surreal, wie es ist. Oder nur sein dürfte. In seiner Dürftigkeit.

Nein, ich kann nicht sein. Wenn ich wäre, wären Zustände und Umstände um mich herum real, die nicht real sein können. Weil sie nicht real sein dürften, wären reale Zustände und Umstände rational erklärbar, logischen Folgerungen folgend, zumindest irgendwie nachvollziehbar. Da es aber so ist, wie es zu sein schein, bin ich nicht. Will nicht sein. Zum Glück, werden viele sagen. So ein Quatsch, werden andere sagen. Was will er uns damit sagen, werden wieder andere fragen. Da ich nicht bin, ist es mir herzlich gleichgültig.

Was ist passiert?

Nichts ist passiert.

Nicht wirklich.

Eher unwirklich.

Nur ein Autor, nein, kein Autor, ein Schreiberling, der täglich auf single.de veröffentlicht. Viel hilft viel. Qualitätskriterien greifen nicht. Austauschbare 5-Minuten-Terrinen, die mentale Bäuche kurz wärmen und blähen, politisch überkorrekter Phrasensalat, gegen den im Prinzip niemand Stellung beziehen kann, beziehen die Schreibversuche selbst auch keine. Keine greifbare, also auch keine angreifbare Position. Kuschelweiches für den Streichelzoo der Kuscheltiere. Nur niemandem weh tun. Ich schreibe, also bin ich. Gut. Soll sein. Warum nicht. Jedem Forum das, was es verdient. Dies Forum eben Artikel wie diese.

Da gäbe es aber eine Vorgeschichte. Von falschen Profilen. Von Fakes also. So so. Von übler Nachrede, Beleidigungen, öffentlicher Bloßstellung. Verbal-Attacken. Verunglimpfungen. Drohungen. So so.

Mit neuem Namen, neuer single.de-Identität für neues Glück. Geläutert. Besser den je. Der Gutmensch mit den zwei Weißmachern, von denen der eine Weißmacher weiß macht, dass der Andere sich weiß macht. Wendemensch mit Asche auf dem gramgebeugten Haupt. Bis zur Bedeutungslosigkeit geläutert. Oder besser: bis zur Bewusstlosigkeit? Oder besser: eigentlich gar nicht?

Bei Menschen, die im Forum warnend abwechselnd Zeige- und Mittelfinger hoben, tauchten verantwortungsvolle Bewertungen auf: die allseits beliebte 1,0 aus persönlicher Bekanntheit. Von Nicks / Personen, von denen bis dato niemand etwas hörte. Persönlich? Ach, woher. Läuterung Herbstlaub gleich bodengängig. So so.

Wie gekommen, so verschwunden: neuer Nick, neue Bewertung, sie alte im Nirwana verschwunden. Mit Nick / Person. Wie vorher gesehen, so geschehen. Der Geläuterte ließ im Forum den Heiligenschein blinken. So so.

Ein Volk von Jüngern salbte seine Füße, heiligte sein Wort. Wofür auch immer. Im Heer der Anspruchslosen sei der Anspruchsarme König. Ein Volk von Jüngern, Newbies bei single.de fast durch die Bank. Beobachter. Unangemeldete Beobachter. Welche, die eingreifen mussten, ihren Hirten vor der Meute in Schutz zu nehmen. So so.

Ach ja, da wäre diese Meute. Alles Menschen, die den Autor schon ein wenig länger kennen. Teils aus schlechter Erfahrung heraus. Teils von unsäglich inhaltsschwangeren Artikel: Steißgeburten der Meinungslosigkeit, Kaiserschnitte minutenlangem Worthülsengepuzzles. Eben leichtverdauliches für die sogenannte Masse. Die kochende Volksseele. So so.

Die Meute macht, was eine Meute so macht. Sie kläfft. Zumindest ein Teil. Ein Teil der zweigeteilten Meute. Wer kläfft, beißt nicht. Denn die Meute kann nicht beißen. Darum kläffen sie sehr laut. So so.

Der andere Teil kläfft nicht. Der intellektuelle Teil. Der ist schlau: er serviert Getränke, Speisen. Serviert privaten Smalltalk. Witzelt, hat Spaß. Ungezwungen. So ungezwungen, wie es sich ungezwungen Spaß haben lässt, wenn man zur täglichen Ungezwungenheit gezwungen wird. Sich gezwungen wähnt. So so.

Der Schreiberling schreibt also täglich Austauschbares, Belangloses und Kuscheliges, die Meute reagiert gezwungenermaßen ungezwungen, die Jünger huldigen, die Fakes machen die Drecksarbeit. Täglich, täglich unbeweglich. Ungezwungen. Automatisch. Zu ertragen, wie das Wetter. So so.

Während der Schreiberling nur durch die Meute definiert wird, die wiederum die Jünger definiert -– denn nur aus Trotz kann jemand Jünger werden -– und seinerseits die Fakes generiert. Eigendynamik. Während der Schreiberling auf niedrigstem Niveau Allgemeinplätze am Fließband produziert, hat sich die Meute –- ungezwungen -– auf dieses Niveau im Laufe der Zeit heruntergemendelt, die Jünger hinauf, wenig ist besser als keins. Und die Fakes? Die Fakes? Und so suhlen sie sich täglich zu Bauchpinseleien, Bier und Brathering, ein geschlossener Kreislauf von Gewinnern. So so.

Gewinner ist dieser Schreiberling, Gutmensch und Letztinstanz wahrer Moral, ein Schwiegermutterprototyp. Bedauernswert krank mal wenn es passt, heimgesucht von gnadenlos hoher Mortalität unter den Lebensabschnittspartnerinnen, ein fleischklopsgewordenes Martyrium eigener Gnaden -– ein chronischer Lügner und Hochstapler. Oder irgend etwas dazwischen. Was jeder für sich herausfinden darf. Oder besser: sollte. So so.

Wer diesen Artikel liest, spielt keine Rolle. Wer ihn bewertet auch nicht. Auch nicht, wie. Möge die kochende Volksseele angemessen aufschreien. Die, die mich als arrogant bezeichnen würden. Und Recht haben. Zum Glück. Das schafft Distanz. Die Distanz, die nötig ist, diesen Wahnsinn zu ertragen. So so.

Aber das ist natürlich alles nicht wahr. Es kann doch noch nicht wahr sein. Es darf nicht: es kann nicht sein, was nicht sein darf. Intelligente, witzige, kreative und integre Menschen suhlen sich im Wortschleim eines, der niemandem nichts mitzuteilen hat. Das ist schlicht unmöglich. Das gibt es nicht. Nicht einmal hier. So so.

Und weil das so ist, bin ich nicht. Denn wenn ich wäre, wäre dieser Albtraum Wirklichkeit.

Aber es war schön, gewesen zu sein.

Ich werde mir fehlen.

Ein Trost.

Ein Fake mit Erkenntnisbekenntnis?