Was ist das alles für ein Mist. Grüner Daumen. Nix. Brauner Finger. Trotz dreier Lagen. Bei Behördenpapier war man ja Kummer gewohnt, wahre Transparenz blattweise perforiert, der Erfolg liegt auf der Hand, kein Stinkefinger muss in der Mitte liegen, nein, muss er nicht. Wir haben lediglich ein Qualitätsproblem. Es muss nicht mit Methanol sein zum besseren – durch schnaufen. Oder Lanolin, damit es im Schritt nicht quietscht, Popo parfümiert. Es muss nur fit sein, das große Reine zu tun, das Tragen weißer Unterwäsche darf nicht länger Spießrutenläufe provozieren und rote Ohren und Schweißperlen – hier dominierte die Bedeutung des ‚W‘! – und peinliches Gestammel. Der String-Tanga ist keine Alternative, meine Herren, Glückwunsch, meine Damen, der Doppelzweck heiligt die Mittel.

Taschentücher gab es zwar nicht in Behörden, trotzdem dumm, wenn der ganze Schnodder an der Wand gegenüber seinen Abwärtstrend mit schleimiger Spur dokumentiert, wohl dem, der ohne Gegenüber seinem olfaktorischen Putztrieb ungehemmt nachgab. Der Gentleman entledigt sich seiner Geruchsbremsen im Verborgenen, aber Tempo, bitte. Es mangelt an? Qualität. Was ist das für ein Zaubermaterial, das Zahnbürstenborsten dazu animiert, nach dem dritten Putzdurchgang bei normalem Gebissbesatz die Borsten hängen zu lassen wie einen Kastratenpimmel beim Erbsenzählen? Wie konstruiert man einen Verschluss, der das letzte Drittel Inhalt unentnehmbar an den Behälter fesselt? Oder Fette, die genau wissen, wo dem Mensch die Hüfte hängt? Qualität hat ihren Preis. Umweltschutz übrigens auch.

Rollenpapier und Schnodderfähnchen mit Durchblick samt Stinkefinger sind – hört, hört! – biologisch abbau- und kompostierbar, String-Tangas und deren Trägerinnen auch. Immerhin. Zahnbürsten bürsten und verrotten kaum, Tuben nicht, Behälter schneller als ihr Ketchup, CO2 ist kein Thema. Vorbildlich auch die Pornoindustrie: Vibratoren mit Benzinmotor haben es erst gar nicht in Beate Uhses Regale geschafft, Solarpaneele für den Nachtisch sind in Arbeit, Brennstoffzellen hingegen bleiben vorerst Zukunftssummen – doch Dildos aus Plantagenholz oder Winterreifengraupel (weichere Gummimischung…) vermitteln der endgeilen Grünen, ernst genommen zu werden. Alles Gute für die Jute, aber, bitteschön, in diesem Falle muss der Zwirn auf der Spule bleiben.

Apropos Qualität: wer immer noch für deutsche Mittelgebirge Bananenplantagen möchte und so die Plastiktüte dem Stoffbeutel vorzieht, sollte auf der Hut sein vor militanten Umweltaktivisten – in Form der Tütenproduzenten. Ja, Sie haben richtig gehört! Eine groß angelegte Verschwörung zwingt die Unbelehrbaren an den Jutesack. Plastiktütenrealität 1: Sie stehen bereits – die Griffe fest in Faust – auf dem Kassenförderband, ohne dass sich die bunte Werbetüte auch nur einen Millimeter vom Boden hob. Plastiktütenrealität 2: Sie haben die Griffe fest in der Faust, mehr aber auch nicht. Plastiktütenrealität 3: Sie haben die Griffe fest in der Faust, die Tüte hängt dran, lediglich der Inhalt mag nicht abheben. Inhalt: Taschentücher, Tütensuppen, 1l Milch, Brötchen, zwei Packungen Knäckebrot, eine weiße Unterhose (Größe medium) sowie die Sonderangebote der kommenden Woche in 4/4-Farbdruck. Mehr nicht. Im Stoffbeutel hingegen können Sie getrost Ihren Motorblock zum Verchromen schleppen. Berlin – Orkan – der Stoffbeutel hält…

…als letzter Stützpfeiler zivilisatorischer Qualität.

Vom Klopapier zum Stoffbeutel? Sinnvoller als umgekehrt. Irgendwie. Die Liste diskussionswürdiger Qualitäten ist gigantisch. Woran erkennt man, ob der Reis voll krass korrekt ist? Wenn er an der Wand klebt und an der anderen, der Decke, auf dem Boden und in der Lampenschale. Weil der der nahezu unzerreißbare Kochbeutel sich spontan auf geringen Zug hin selbst zerstörte. Schon mal eine Bratwurst zerteilt, ohne dass die Teilstücke wie zwei Brätpershings durch die Küche zischten? Oder eine Milchtüte außerhalb der Badewanne geöffnet? Und wie bekomme ich den ganzen Senf zurück in die Tube, nachdem ich doch nur ein Mückenschiss davon auf meiner im Nachbarsgarten zufällig gefundenen Bratwursthälfte genießen wollte? Die meisten Kinder entstehen übrigens beim Aufreißen einer Präservativ-Verpackung – indirekt. Gesponsert by the Ministerium für Familie? Weit gefehlt. Aber ein Indiz für die brutale Kraft in den ministerialen Fingern von Frau von der Leyen. Darum macht sie jetzt auf Sozial und Arbeit. Harte Zeiten. Aber keine Angst, Kompetenzen brauchen Ministerinnen nicht, dafür gibt es Staatssekretärinnen, die aus diesem Grund wiederum nicht Minister werden können. Getreu dem Peter-Prinzip: jeder steigt auf bis zum Punkt seiner völligen Unfähigkeit. Und genau da bekomme ich Angst, Frau (?) Merkel, Herr (!) Berlusconi und so weiter. Qualität um keinen Preis. Mahnend zeigt mein Finger steil nach oben – und stinkt zum Himmel. Ach ja…

…da war doch noch was. Der Stinkefingerblues!