Ereignisfrei und wie üblich vollkommen überbewertet begann das neue Jahr. Nun ist es also da. Und mit ihr kam die weiße Pest, vulgo Schnee. Der gehört in die Berge – und ich meine NICHT den Kreuzberg in Bääärlin, nein, den meine ich NICHT! So lange ich vom Fenster aus einen tief verschneiten Blick in meine Zukunft werfe – ich schaue direkt auf den angrenzenden Friedhof -, dann ist das ganz nett: gepuderte Bäume, Schneekristalle, die in der Sonne glitzern, alles also, um einen Hauch winterliche Romantik in die Hauptstadt zu bringen. So weit, so gut.

Nun kann nur eine kleine, unterpriviligierte Minderheit den ganzen Tag auf den Friedhof oder andere Grünanlagen schauen. Andere müssen ihre geschützte Behausung verlassen, um einen neuen Kasten Bier zu kaufen, Uni, Schule, Arge oder eine Spielothek zu besuchen, Drogen zu beschaffen, Hunde zu entlüften, die Brut zur Tagesverwahranstalt zu verholen oder – stimmt, da war doch noch was – zur Arbeit zu fahren. Im schlimmsten Fall mit dem Kfz. Dieses aber muss erst einmal durch umfangreiche Ausgrabungsarbeiten von der weißen Pracht befreit werden.

Zwei Dinge sind dabei zu beachten:

  1. Silbergraue oder schwarze Golfs vermeiden wegen der drohenden Verwechslungsgefahr!
  2. Wenn es schon so ein entindividualisiertes Fahrzeug sein muss, beim Nummernschild beginnen mit der Schneeräumung!

Wer allerdings den Schnee- und Eiskratzer im Fahrzeug verwahrt, kann sich mit dem Schlüssel zum eigenen PKW durchprobieren. Bis entweder der Schlüssel passt oder die von aufmerksamen Passanten alarmierte Polizei dem Treiben ein schmachvolles Ende bereitet. Wer sein Auto mittels Funkfernbedienung öffnen kann, hat zumindest dieses Problem nicht: ein gedämpftes Blinzeln zeigt dem stolze Besitzer das richtige Fortbewegungsmittel an. Bis zu 60 cm Neuschnee.

Wer nun die zugefrorene Tür aufgebrochen und sich durch die auf den Sitz gerutschte Dachlawine zum Handschuhfach durchgekämpft hat, kann mit der Schneebeseitigung beginnen. Früher wurden noch komplette Fenster von Eis und Schnee befreit, heute genügt ein schmaler Seeschlitz nach vorn, das Navigationsgerät sagt die Strecke auf 10 cm genau an. Leider nicht den in zweiter Spur geparkten UPS-Panzer. Kein Problem, Taxen sind an solchen Tagen zwar rar, aber der Chef wird für die Verspätung schon das nötige Verständnis haben…

Wer aller Widrigkeiten zum Trotz ohne auf eingeschlepptem Matsch auszurutschen seinen Arbeitsplatz erreicht hat, kann sich nun bis zum Feierabend die Zeit mit Träumereien von einer Auswanderung in die Karibik und mit lustigen Filmchen über Glättedesaster auf youtube.com vertreiben.

Fazit: Sex in the City ist einfach besser als Snow dortselbst. Also? Schnee nee!