Wie so vielen anderen geht auch mir langsam das Jahr aus. Nicht schlimm. Das neue steht schon in den Startlöchern und sooo gut war dieses hier nun wirklich nicht. Einstürzende Neubauen, die üblichen Kriege, Naturkatastrophen, neue Diäten – auch für Abgeordnete -, eine weitere Olypiade, Wahlen, echte oder afrikanische, Big Brother, Elmex für den Abend, schlechtes Fernsehen, wieder ein Jahr älter, steigende Preise, hängende Brüste, Erderwärmung, Zucker im Kaffee, Matsch am Paddel, Unfälle, Umfälle, Abfälle, Präzedensfälle, Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate und andere Regelmäßigkeiten, kurz, der ganz normale Wahnsinn, der in Reihe ein Leben ergibt, obwohl – das mit dem Geben nicht allzu wörtlich zu nehmen ist. Kein schwerer Abschied also. Aber auch kein Grund, sich auf das neue Jahr zu freuen. Siehe oben.
Nein, ich werde den Jahreswechsel nicht feiern. Gut, ich habe auch 2008 mit erträglichen Blessuren überstanden, ja, aber bis auf die Olympiade werden alle Veranstaltungen wieder aufgeführt, das ewige Sterben geht weiter, der Hunger, Morde, Vergewaltigungen, Rassismus, Gewalt, Mißverständnisse, Unglücke, Katastrophen, Verschwendung, Nötigung, Qualen und quälen, Mangel, Überfluss, Fortschritt, Rückschritt, auf der Stelle treten, Narzissmus, Egoismus, Neid, Betrug, kurz, all das, womit wir Menschen uns gegenseitig und unserem einzigen Planeten das Leben zur Hölle machen.
Pessimismus? Sehr real, zumindest so lange, wie unsere moralinsauren Besen zu groß sind, um vor der eigenen Tür zu kehren, beseelt von dem Irrglauben, dass alles gut wird, wenn endlich dieser andere da anfängt, es besser zu achen. Man könne sich dan ja anschließen. Der Mehrheit. Die alle so denken. Aber lassen wir das. Das mit dem Anfangen. Jetzt.
Klar, das neue Jahr kommt so oder so. Aber Euphorie ist unnötig. Warum nicht einfach klamheimlich dem Jahr von der Schippe hopsen und auf leisen Sohlen in’s neue schleichen. Aber dann – aufrecht etwas dafür tun, uns und diesem Folgejahr etwas Würde zu geben, etwas verändern, indem wir uns und unser Verhalten ändern. Jeder für sich. Jeder.
Vielleicht kommt ja eines fernen Tages eine Zeit, in der wir Grund haben, ein Jahr mit Jubel und Freude zu verabschieden, um ein neues mit berechtigter Zuversicht und Vorfreude beginnen zu können. Vielleicht. Eines Tages. Eines wohl sehr fernen Tages…
Immerhin.
Neujahrsprost!