Der Handkäse stinkt wieder! Nach mehr als zwei Monaten Sendepause ist das Käsemesser frisch geschärft, neue Löcher braucht das Land. Was aber war passiert? Meine vormals temporäre Lebensabschnittspartnerin hat mich samt Fusselmacho verlassen und den Handkaas seinem Kopfschimmel überlassen. Trennungs- und Trauerphase. Das ist nun vorbei. Jetzt, wo eine neue – nicht – temporäre Partnerin bei mir eingezogen ist. Eine Ausländerin. Von Malle. MALLORCA. Rank und schlank, grau-schwarz-braun meliertes Haar. Endlos lange Beine. Legt sich sofort auf den Rücken. Sofort! Kaut gerne auf den Fingern herum, möchte immer aufs Bett und ist draußen kaum zu bändigen. Möchte mit jeder und jedem sofort schmusen. Ganze zwei Jahre! Nicht jünger. ALT!

Bevor hier der Brombär steppt, soviel zur Erklärung: die Dame ist ein Yorkshire-Mix und annoncierte ihre Liebesdienste im Internet. Holt! Mich! Hier! Raus! Keine pompöse Finca, ein Gehege in der örtlichen Tötungsstation herrenloser Hunde missfiel der Dame, was verständlich ist. Diese Malaise wurde öffentlich dank einer mit Spreewasser getauften Exil-Mallorquinerin. So bin ich durch die engagierte Tierliebe der Dame auf den Hund, besser, auf die Hündin gekommen. Das Foto war’s. Wie immer bei den Kerlen. Sie nennen das Charakter. Zwei davon und möglich groß – dann ist alles im rosa Bereich.

Zehn Tage widerstand ich. Zehn Tage später stand ich. Mit Barem auf dem Flughafen Tegel. Berlin-Air aus Palma. Zwei recht kleine Transportboxen, drei Hunde. Meine war zu zweit. Mit einem Knirps in Flecken. So klein sah sie auf den Fotos nicht aus, die Chica. So heißt sie übrigens. Wie etwa 50% aller spanischen Hunde. Ich nenne sie meist “Schnippsel” und finde sie in der Regel am anderen Ende der Leine, die immer länger wird wie von Geisterhand, wenn ich sie rufe. “Chica. CHICA. Venga, Chica, VENGA!” Aber das wird. Sagen sie. Sagen ALLE. Die wollen mit Chica spielen und schmusen und spielen und kraulen und Gassi gehen und kraulen und begrüßen auch mich, irgendwann, zwischendurch, eher beiläufig. Den Zweibeiner am anderen Ende der Leine. Den Döschenöffner…

Chica entpuppte sich als sehr selbstbewusste junge Dame mit Chip, Gesundheitspass, entwurmt, entlaust, entfloht, enthemmt, geimpft, puppenlustig und mit der Energie der zwei Herzen. So ein Quirl zwingt in die Offensive, runter vom Sofa, treppauf, treppab, hält auf Trab, weckt früh und schläft dann, wenn ich gerne würde, aber nicht kann, weil, Futter will verdient werden – und das tue eben ich. Aber die Lütte gibt natürlich auch zurück. Selbstvertrauen zum Beispiel.

Wie – ein Hund schafft Selbstvertrauen?

Wenn meine Psychotherapie in wenigen Jahren beendet sein wird, werde ich gelassen reagieren und souverän. Das sagt auch meine Therapeutin. Doch, sie spricht mit mir. Wenn sie mit Spielen, Kraulen und Schmusen fertig ist. Mit mir? Machen Sie Witze?

Aber hergeben? NIEMALS.