Morgen wird’s was geben. Kinder! Kein Wild, was mit Federn – aber KEIN Wild. KEIN Problem. Ab zu Kaisers – waren die das jetzt, die Lebensmittel lieben, Frau Gurke? – und gucken, was schon tot ist: Rehrücken. KEIN Wild. Rehrücken, Handaufzucht, zahm und mit Familienanschluss. Gut, keine Federn, aber eben nicht wild. Das haben mir zumindest ein halbes Dutzend Lebensmittelliebhaber aus allen Abteilungen versichert samt Kassiererin und Putzhilfe. Komische Leute. Lebensmittel. Nylons, OK. Vielleicht auch lecker Wäsche. Oder ein strammer Po. Aber Lebensmittel… Ich weiß nicht.
Wer heute dem Irrsinn noch unverletzt entstiegen ist, kann endlich die Vorweihnachtszeit abhaken, dass Fest der (hoffentlich auch körperlichen) Liebe ist schnell abgehakt und im Umtauschstress fallen die Pfunde schneller als die Klamotten im Puff. Wo also liegt das Problem?
Im Flur.
Ein Katzenklo macht vielleicht Schneiders Helge froh, unserem Fusselmacho allerdings gebühren regelmäßige Ausläufe zu einem etwas verwahrlosten ‘Grün’-streifen, der aus unerfindlichem Grund ‘Kackstraße’ heißt und Sommers wie Winters einen olfaktorisch rustikalen Charme verströmt. Sommers mehr wie Winters. Mir stinkts. Ihr Hund, meine Zeit. Reichlich Trockenfutter führt immerhin dazu, dass man die Dinger mit Golfschläger in die Umlaufbahn dreschen kann, keine Ahnung, wer sich zum Haufensammeln PAPIERtütchen in Brausepulverformat hat einfallen lassen, sinnvoll wie Filtertüten aus Naturkautschuk. Überhaupt, was macht schon Sinn. Unentspannt die Lage vor dem Fest. Beim besten Willen kann ich mir den Spacken, der mir leidvolles Siechtum wünschte, als ich ihm an der Kasse die letzte Flasche Glühwein entriss, nicht mit glänzenden Augen unter dem Tannebaum vorstellen, eher mit glasigen Augen – oder auch nicht, sein Glühwein glasiert meine. Auch ohne Baum. Ohne Kerzen. Kugeln. Nicht auf das Wann kommt es an, sondern auf das Wii. Aber wehe, wenn PS2. Oder ein Buch. Reicht Ihre Fantasie, sich vorzustellen, was passierte, schenkte man einem Kind ein…
B U C H ?
Iiiiih. Mach’s tot. Wo kommen da die Batterien rein? Kann es MP3? Was sind das für geheimnisvolle Zeichen? Warum nennt man die Buchstaben? Und wo sind die Bilder, wo muss ich klicken? Ein Pappteller mit Nüssen, Mandeln, runzligen Äpfeln und saftigen Apfelsinen. Dreimal AirFresh, damit die Weihnachtsgeschichte wieder stimmig wird. Selbstgemachter Heringssalat von Chefkoch Dr. Oettker, also Onkologe ist der nicht, eher Urologe wahrscheinlich, zur Stimmung reicht der fahle Schein der Mayonnaise. Dann legt jeder eine Weihnachts-CD ein – selbst ausgewählt – und zitiert Vera am Nachmittag oder einen Kalauer von Zwegert oder rezitiert aus dem Schweigen des Gewissens die Stelle mit dem Glühwein oder geht einfach mit dem Hund. Anschließend sitzen dann alle zusammen mit mir, das Tier, die Fische – der Flösselaal auch – und meiner zukünftigen Ex-Freundin, deren Lover seinerseits in Familie macht, zwar nicht mit der Mutter seiner Kinder, aber mit Lebensgefährtin, die zwar nicht ex, aber bald hopp ist und alle denken gemeinsam einsam an den Heiland, einen zugigen Stall für den jeweils anderen zur allfälligen Entbauung, Abführmittel und das Gute in sich selbst. Immerhin. Übertradierte Romantik hat ihren Preis, auch via geizkragen.de.
Auch wenn die Rute am Sack bleibt und die Stiefel zum Lüften besser auf dem Balkon, Weihnacht ist der letzte zivile Ungehorsam gegen das Internet, so könnte ein wenig Sinn hinübergerettet werden in die Zeit der stoffwechselnden Gesinnungsavatare, die Mutter Maria in der Lindenstraße wähnen (30+) und Jesus als Nachtelfirokese im (T)Raumzeitkontinuum des WWW. Oh Tennenbaum. Gerade ist die Ursache allen Übels auf einer namhaften Hoteltestplattform als Weihnachtsferienressort durchgefallen wegen ungewendetem Stroh und Getreideresten des Voresels in der Krippe, zugigen Wänden und übel riechender Ölverfunzelung. O-Ton Testblondine: Beim Schein dieses Kometen bekomme schließlich kein Ochs auch nur ein Auge zu und Nahöstliche Potentaten würden ausgehängte rote Karten ignorierend ihren Tinnef in der Klitsche abladen, trotz Baby on Board und Arbeit suchendem Hausmann in Sack und Asche! Ein Stern, sechs, setzen. Nächstes Jahr mit Thomas Cook. Es ist ein Kreuz…
Morgen, Kinder, wird’s was geben, morgen zoffen wir uns fein, im Dickdarm wird das Essen leben und dem Hunde das Gebein, leider werden wir noch wach, heißa, es war Weihnachtstach. Beim Refrain erheben sich die zurück gebliebenen Teilnehmer der diesjährigen Tränendrüsenralley und stoßen gemeinsam übel auf. Also, wo liegt denn nun das Problem?
Im Flur. Immer noch. Und das kurz vor Fusselmachos Weihnacht!
PS.: Aus Gründen der Pietät und zum Schutze der Jugend wird diesmal auf ein begleitendes Lichtbild verzichtet.